17. April 2024
«Echte Differenzierung geschieht über die Unternehmenskultur»
Top Rankings als beste Arbeitgeberin in den Jahren 2020, 2021, 2022 – irgendetwas macht bbv Software Services AG richtig. Verraten Sie uns, wie Ihr bei bbv vorgeht?
Thomas Gaugler: Die letzten Jahre konnten wir uns laufend verbessern und irgendwann sind wir ganz vorne gelandet. Wir sind stolz auf die Awards. Insbesondere, weil es eine unabhängige Mitarbeiterbefragung ist. Die Antwort auf die Frage, was wir richtig machen, ist vielschichtig. Wir legen grossen Wert auf unsere Kulturprinzipien. Sie sind unser Fundament. bbv ist auf dem Kunden- und Expertenmarkt aktiv und beide Märkte sind gleichwertig. Unsere Mitarbeitenden sind kreativ, wenn es darum geht, anspruchsvolle Lösungen mit unseren Kunden zu entwickeln. «Command and Control» funktioniert in unserer Branche nicht mehr. Unsere Firmenkultur zeichnet sich durch gelebte Mitverantwortung, Respekt und Leidenschaft aus.
Sie haben das Thema Führung angesprochen. Welche Führungsprinzipien werden bei bbv gelebt?
Es gibt auch bei uns ein Organigramm und Bereichsverantwortliche, aber wir sind im Vergleich zu anderen Unternehmen etwas flacher organisiert. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und streben über gemeinsame Ziele den Konsens an.
Wir begegnen uns auf Augenhöhe und streben über gemeinsame Ziele den Konsens an.
Gemeinsam ist ein gutes Stichwort. In den vergangenen sechs Jahren seid ihr beträchtlich gewachsen – von 185 auf über 300 Mitarbeitende. Was hat dieses Wachstum mit dem Unternehmen und der Unternehmenskultur gemacht?
Wir sind gewachsen, aber das Hauptwachstum war nicht in der Schweiz, sondern an unserem Standort in Thessaloniki in Griechenland. Dort haben wir im Jahr 2018 mit einem kleinen Team begonnen und zählen heute 35 Mitarbeitende. In Ho Chi Minh in Vietnam arbeiten 60 und in München 30 Mitarbeitende. Unser Unternehmen ist internationaler, vielfältiger und föderaler geworden. Wir sind organisch gewachsen, und es ist uns gelungen, unsere Kulturprinzipien zu leben und an allen Standorten zu verankern.
Für die Lohnverhandlungen der IT-Mitarbeitenden haben Sie in der Schweiz die ICT-Salärstudie zur Hand. Gibt für die Lohnstrukturen in den anderen Ländern etwas Vergleichbares?
Leider existieren im Ausland keine systematisch aufgebauten Studien wie die ICT-Salärstudie in der Schweiz. Daher berücksichtigen wir die Lohnbänder aus der gleichen Branche oder greifen auf weniger breit abgestützte Studien zurück.
In Ihrem LinkedIn-Profilbild ist das lila #HIRING hinterlegt: Welche Stellen sind zurzeit bei bbv ausgeschrieben?
Aktuell haben wir rund ein Dutzend Stellen im IT-Bereich ausgeschrieben – vom Software Architekt über den Software Engineer mit verschiedenen Vertiefungsrichtungen bis zum IT Consultant – also alles Expert:innen, die uns und unseren Kunden helfen, Visionen rund um das digitale Business zu verwirklichen. Wir bewegen uns in einem engen Arbeitsmarkt, was die Rekrutierung herausfordernd und aufwendig macht. Es zählen nicht nur die fachlichen Expertisen. Als Beratungsunternehmen spielen auch die persönlichen und sozialen Kompetenzen eine wichtige Rolle.
bbv beteiligt sich seit zehn Jahren an unserer Salärstudie. Wieso ist es für Euch wichtig, daran teilzunehmen?
Als attraktiver Arbeitgeber ist es für uns zentral, marktgerechte Entlöhnung zu gewähren. Doch was heisst nun marktgerecht? Um einen systematischen wie auch fairen Ablauf zu gewährleisten, orientieren wir uns an die swissICT-Salärstudie. Sie stellt für den Schweizer Markt einen Benchmark dar und gibt uns vom HR sowie den Mitarbeitenden einen gemeinsamen Orientierungsrahmen.
Um einen systematischen wie auch fairen Ablauf zu gewährleisten, orientieren wir uns an die swissICT-Salärstudie.
Wie nutzt Ihr die Zahlen aus der Studie?
Für uns ist die Studie nicht nur im Recruiting, sondern auch während unseren jährlichen Salärrunden von zentraler Bedeutung. Denn wir vergleichen die Lohnbänder mit denjenigen der Studie. Wir analysieren die Daten und leiten daraus Empfehlungen für unsere Fachkräfte ab. Dabei beziehen wir uns nicht nur auf die Zahlen, also den eigentlichen Salärteil, sondern auch auf den inhaltlichen Teil wie Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung. Es geht uns auch darum, das Verständnis für neue Funktionen und Berufe zu schärfen.
Im Jahr 2023 wurde die Salärstudie um den «Employer Conditions Report» erweitert. Welche Aspekte sind da für euch besonders wichtig?
Für mich stellt sich die Verständnisfrage: Was ist Employer Condition? Klar ist, dass für uns auch Wertschätzung, Mitwirkung, Mitverantwortung sowie Weiterentwicklungsmöglichkeiten dazu zählen. Inhaltlich geht es für uns um spannende Aufgaben und Herausforderungen, die unsere Mitarbeitende suchen und wünschen. Letztlich glaube ich persönlich, dass eine echte Differenzierung über gelebte Unternehmenskultur – also nicht über das Was, sondern über das Wie, das Miteinander – entscheidend ist. Deshalb haben wir ein breites Verständnis von Employer Condition. Begründen tue ich das damit, dass unsere Mitarbeitenden Wissensarbeiter:innen sind und wir uns mit anspruchsvollen Aufgaben auseinandersetzen, die sich nicht beliebig vorstrukturieren lassen.
Welche Benefits und Arbeitsbedingungen sind für ICT-Fachkräften besonders wichtig?
Auch da setzen wir auf Wertschätzung und Mitverantwortung im Unternehmen. Eine wesentliche Bedeutung kommt den Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu. Wir investieren mit bis zu 15 Weiterbildungstagen pro Jahr und Mitarbeitendem viel in Zeit und mit fast sieben Prozent unseres Umsatzes auch viel Geld in Weiterbildungsmassnahmen. Diese Massnahme wird von den Mitarbeitenden besonders geschätzt. Die weicheren Faktoren messen wir mit unserem Stimmungsbarometer, bei dem wir zweimal im Jahr im Dialog mit den Mitarbeitenden stehen.
Wie sieht bei euch das Employer Branding aus?
Kultur ist das, was man im Alltag erlebt und was von jedem einzelnen wahrgenommen wird. Jeder trägt die Mitverantwortung, dass eine Kultur des Miteinanders gelebt wird. Auf der Führungsebene sind wir überzeugt, dass es erlebbar und authentisch sein muss. In den meisten Fällen bekommen wir sehr positive Rückmeldungen diesbezüglich. Wir begegnen den Menschen auf Augenhöhe und wir nehmen die Bedürfnisse des Gegenübers wahr. Nach diesen Ansätzen richten wir unser Employer Branding auch marketingmässig aus.
Kultur ist das, was man im Alltag erlebt und was von jedem einzelnen wahrgenommen wird.
Sind in Zeiten von Fachkräftemangel Quereinsteiger:innen für eure Organisation eine Option?
Ein Quereinstieg ist möglich, es kommt aber auf den Werdegang an. Neben der klassischen Informatik oder dem Software Engineering beschäftigen wir Physiker oder Elektroingenieure. Viel breiter sind wir bisher nicht gegangen, was auch mit unserem Kundensegment zusammenhängt, das nach Top-Fachkräften fragt.
Employer Branding und Top-Arbeitgeber – hat das einen positiven Einfluss bei der Rekrutierung?
Ja, es hilft beim Buhlen um Spitzenkräfte. Aber wir sind ein KMU und als Brand weniger bekannt, weil wir im B2B unterwegs sind. Deshalb ist die Aufmerksamkeit trotz des Awards kleiner als bei grossen, internationalen Playern. Für uns ist Kununu deshalb eine wichtige Plattform, weil sich daran jede und jeder orientiert.