12. April 2024
DEA – Ein Booster für IT-Teams & Start-ups
Beim Online-Call mit Jessica Farda gibt es eine virtuelle Führung durch die kürzlich bezogenen Räumlichkeiten von Noriware im aargauischen Lupfig: Spartanische Einrichtung in einem Loft eines ehemaligen Fabrikgebäudes, ein Töggelikasten mitten im Aufenthaltsraum, eine aus Europaletten zusammengestellte Lounge – Start-up Groove at its best. Am Bildschirm die enthusiastische, strahlende Geschäftsführerin Jessica Farda, die mit 25 Jahren einen bewundernswerten Tatendrang besitzt. Ja, der DEA sei ein Booster gewesen, meint Farda auf die Frage nach dem Gewinn desselben. Nicht nur für ihre Firma, sondern vor allem für sie selbst. Vor über 800 Menschen einen 90-sekündigen Pitch zu halten, habe ihr viel Selbstvertrauen gegeben. «Ich zweifelte an mir selbst, an meiner Performance und meinen Worten», erinnert sich Farda. Mitten in der Schlussphase ihrer Bachelorarbeit fand der Gala-Abend statt, und sie kämpfte Stunden vorher noch mit einer Schreibblockade, die sich nach dem Gewinn wie in Luft aufgelöst hat.
An die Award-Night erinnert sich auch Lucas Renfer, der zweite «NextGen Hero»- Gewinner, als wäre sie gestern gewesen. Eine Wahnsinnserfahrung war es, vor so grossem Publikum live zu pitchen. «Der Gewinn ist die Sichtbarkeit unserer Arbeit der vergangenen drei Jahre», fasst Lucas Renfer zusammen. Zwar stand immer sein Name im Zentrum, aber der Verdienst gehöre dem ganzen Team. Er habe stellvertretend für das dreiköpfige Team von Auto-Mate Robotics, zu dem nebst Renfer Charly Blanc und Christian Wyss gehören, den Preis und die Gratulationen an diesem Abend entgegengenommen. «Wir haben kaum aktiv Werbung gemacht, weil wir uns noch in der Produktentwicklung befanden. Durch den Gewinn haben wir an Reichweite gewonnen.» Auch wenn noch keine Namen genannt werden dürfen, so sind Auto-Mate Robotics im Gespräch mit einem Unternehmen, das durch den DEA auf ihre Lösung aufmerksam geworden ist. Auto-Mate Robotics ist für besagtes Unternehmen deshalb von Interesse, weil sie eine Roboterzelle entwickelt haben, die es Menschen ohne umfangreiche Programmierkenntnisse ermöglicht, Roboter zu programmieren, die monotone und automatisierbare Aufgaben über- nehmen. Mit dem Ziel, auch High-Mix-Low-Volume-Produktionen automatisieren zu können.
Sichtbarkeit auf dem Schweizer Markt
«Der Sieg am DEA macht sich wirklich gut», schlussfolgert auch Jessica Farda. «Wir haben viel Anerkennung von Partnern bekommen und wurden von neuen potenziellen Investoren aus der Schweiz kontaktiert.» Mit ihrem Start-up Noriware bietet Farda zusammen mit einem sechsköpfigen Team eine umweltfreundliche Verpackungslösung aus Algen an, die eine kompostierbare Alternative zu herkömmlichen Einweg-Plastikverpackungen ist. «Unser Labor ist seit März funktionsfähig, wir entwickeln unsere Produktepalette weiter, suchen zusätzlich Mitarbeitende, die nächste Finanzierungsrunde steht und wir geben Gas, um auf den Markt zu gehen», erklärt Farda das toughe Programm. Auch bei Auto-Mate Robotics geht es Schlag auf Schlag weiter: «Ende letzten Jahres konnten wir die Produktionsanlage in Betrieb nehmen», erzählt Lucas Renfer. Zurzeit sind sie dabei, Mitarbeitende eines Medtech-Unternehmens zu schulen und die Roboter auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Gerade die Branchenwechsel und die unterschiedlichen Spezifikationen machen die Arbeit spannend. «Wir können verschiedene Hardware einbinden, damit wir unterschiedliche Industriesegmente bedienen können.» Noch konzentriert sich das Start-up von Renfer auf den Schweizer Markt. Anfragen aus den USA habe man bis anhin dankend abgelehnt. Zu gross sei das Risiko, sich zu übernehmen. «Auf dem einheimischen Markt können wir einen Service bieten, hinter dem wir stehen. In naher Zukunft streben wir den süddeutschen und den norditalienischen Markt an, und von da aus können wir weiterwachsen», meint Renfer.
Katalysator für Wachstum
Der Erfolg beim Award hat den beiden Jungunternehmern eine verstärkte Sichtbarkeit gegeben und Türen zu neuen Investoren geöffnet. Jessica und Lucas teilen beide die Ansicht, dass der DEA ein Katalysator für das Wachstum ihrer Start-ups und für die persönliche Anerkennung ist. Beide sind sich einig, dass eine Teilnahme am DEA nicht nur eine einmalige Erfahrung ist, sondern auch viel zur persönlichen Entwicklung beigetragen habe. «Die vertiefte Auseinandersetzung mit unserem Produkt und die Vorbereitung auf den Pitch haben mich gelehrt, noch präziser zu formulieren, was wir machen und wie unser Produkt einen Mehrwert bringt», meint Lucas Renfer. Und nicht zuletzt habe ihm der Live-Pitch im Hallenstadion ein grösseres Selbstbewusstsein gegeben, um vor Menchen zu präsentieren.
«Nicht zu vergessen die einmalige Gelegenheit, auf der Bühne des Hallenstadions zu stehen», doppelt Jessica Farda nach. «Nicht viele können so eine Story erzählen.»