ABSCHIED VON EMMERICH FUCHS (22.11.1948 - 14.11.2020)

Emmerich Fuchs war ein Pionier der Schweizer Informatik. Er prägte den Aufbau der Ausbildungslehrgänge für Wirtschaftsinformatiker und unterrichtete Generationen von Studierenden mit seinem profunden Fachwissen. Seine Buchpublikationen in den Themengebieten Wirtschaftsinformatik und Requirements Engineering sind bis heute beliebte Standardwerke. Seine Weggefährten, Mitarbeiter und Arbeitskollegen erinnern sich.

Von Bernhard Kruschitz, BKI AG, Winterthur

Am Ende meiner Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker in den frühen 90er Jahren traf ich Emmerich das erste Mal. Ein letzter Schliff vor der mündlichen Prüfung war angesagt und der Ausbildner hatte uns einen Spezialisten angekündigt, der uns nochmals über alles Wichtige der Wirtschaftsinformatik befragen werde. Mit seiner klaren und ruhigen Art stellte uns Emmerich seine präzisen Fragen. Wie von Wunderhand zeichnete er gedankliche Strukturen des Wissens auf, die mich mein restliches Leben begleiteten. Das wusste ich damals natürlich nicht, aber rückblickend ist für mich klar, dass Emmerich etwas in meiner Sicht auf die Dinge veränderte, das ein wichtiges Element meiner zukünftigen Tätigkeit wurde.

Diese Sequenz mit Emmerich dauerte nur etwa eine Stunde und es vergingen etwa fünf Jahre, bis wir uns wieder begegneten. Ich hatte mich vor kurzem selbständig gemacht und die Firma BKI gegründet, als wir uns in einem Sitzungszimmer einer Bank in Zürich trafen und einen gemeinsamen Weiterbildungsauftrag ausführen konnten. In der Folge öffnete Emmerich mir verschiedene Türen und irgendwann kam die Zeit, wo ich mich revanchieren konnte und ich ihn bei Kunden von mir empfehlen konnte. Unsere Zusammenarbeit führte uns unter anderem in mehrere Grossprojekte.  Auch bei der Weiterentwicklung der Projektmanagement-Methode HERMES zu HERMES 5 im Jahr 2012 brachte Emmerich sein Wissen und seine grosse Erfahrung im Requirements Engineering in gemeinsamen Workshops ein. Das Fundament unserer losen, aber dennoch kontinuierlichen Zusammenarbeit über einen Zeitraum von über 20 Jahren war Vertrauen. Natürlich waren dabei auch die Verlässlichkeit und hohe Professionalität von Emmerich mitbestimmend. Emmerich war und ist für mich nicht nur fachlich, sondern auch als Mensch mit seiner Klarheit, Fairness und Wertschätzung ein Vorbild. Unser letztes gemeinsames Projekt – zusammen ein Fachbuch zu schreiben – haben wir nicht mehr abgeschlossen. Wir sind uns noch einige Male in den Bergen begegnet und ich weiss, dass Emmerich die Prioritäten richtig gesetzt hat. Und das macht mich froh.

Von Christian Hauri (Inhaber Hauri Ergonomie & Coaching, langjähriger Kooperationspartner Fuchs-Informatik AG)

Emmerich Fuchs habe ich anfangs der 90er-Jahre bei der Arbeit in der IT-Abteilung einer Grossbank kennengelernt. Er war dort als Berater für Software-Engineering tätig und verfügte schon damals über ein hohes Ansehen in der hiesigen Informatikwelt. Ich war beeindruckt von seinem Wissen und seinem Erfahrungsschatz.

Nachdem ich 1995 meine eigene Beratungsfirma gegründet hatte, vermittelte er mir die ersten Schulungsaufträge im Bereich der Wirtschaftsinformatik und hat mir dadurch viele Türen geöffnet.

Wir führten zahlreiche gemeinsam Trainings im Bereich Requirements Engineering bei namhaften Firmen und Verbänden in der Schweiz durch. Ich konnte einen Buchbeitrag in seinem mehrfach aufgelegten Fachbuch „Systementwicklung in der Wirtschaftsinformatik“ platzieren und war Co-Autor unseres Buches „Requirements Engineering in der IT“ (2004).

Bei allen gemeinsamen Arbeiten habe ich sehr viel von Emmerich gelernt. Er brachte mir stets grosses Vertrauen entgegen – und obwohl ich 15 Jahre jünger war – begegneten wir uns immer auf Augenhöhe, partnerschaftlich, mit grossem Respekt und gegenseitiger Zuneigung.

Privat trafen wir uns viele Male in der Lenzerheide und gingen einige Male unter seiner kundigen Führung auf eine Bergtour.

Was ich besonders an ihm schätzte: Seine Wertschätzung den Menschen gegenüber, seine absolute Verlässlichkeit, sein Sinn für Qualität und seine Offenheit für Neues.

Ich werde mich immer an Emmerich als wichtigen beruflichen Partner und Weggefährten erinnern.

Von Christoph Hauert (langjähriger Mitarbeiter von Fuchs-Informatik, heute IT Senior Consultant bei Zühlke Engineering)

1994 konnte ich eine Stelle als Informatik-Assistent bei der damals jungen FUCHS INFORMATIK AG antreten. Früh schon schenkte mir Emmerich viel Vertrauen. Als Mitherausgeber des Standardwerks der Wirtschaftsinformatiker-Ausbildung „Systementwicklung in der Wirtschaftsinformatik“ durfte ich die Kapitel zu objektorientierter Analyse, Design und Programmierung verfassen. Dabei lernte ich auch den immensen Wissensumfang und -Durst von Emmerich kennen. Emmerich galt als anerkannter Spezialist der Structured System Analysis and Design Method SSADM, war Experte der Geschäftsprozessmethode PROMET und bildete sich weiter zum Erwachsenenbildner. Seine Bibliothek wuchs mit jeder Woche.

Mit seiner ruhigen und positiven Art hat Emmerich mich motiviert, die Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker zu absolvieren. Während dieser Ausbildung konnte ich ihn auch als Dozenten kennenlernen mit seiner unverkennbaren Mischung aus Kompetenz, Ruhe und Humor: „Qualität kommt von quälen“ haben wohl viele von ihm gelernt. Anfang 2000 begann er auf das Thema „Requirements Engineering“ zu fokussieren. Als einer der Mitbegründer des International Requirements Engineering Board  (IREB) wirkte er bei der Ausarbeitung von Reglementen und Prüfungsfragen mit und entwickelte zusammen mit Rainer Grau den bis heute erfolgreichen IREB Kurs „Requirements Engineering Foundation Level“. Seine Passion für das Unterrichten führte ihn zu Fachhochschulen, wo er ganze CAS-Lehrgänge für Requirements Engineering konzipierte und verantwortete, bis hin zu Lehraufträgen an Universitäten. Per Juli 2011 fand Emmerich eine auch für mich ideale Nachfolgelösung und verkaufte den Teil Schulung seiner Firma an Zühlke. 17 Jahre hatten ich und meine Kollegen mit Emmerich und seiner Frau Uschy die besten Chefs, die uns grosszügig und freundschaftlich behandelten, uns zu unzähligen Anlässen, Wanderungen, Reisen einluden und uns ihre Freundschaft schenkten. Viel von dem, was aus mir geworden ist, verdanke ich Emmerich.

Von Peter U. Meier (Leiter IT-Ausbildung und Projektmanager, Schweiz. Bankverein GD)

Mitte der Achtzigerjahre lernte ich Emmerich Fuchs kennen. Wir engagierten ihn als Methodencoach für die IT-Ausbildung, primär für die Berufs- und Diplomprüfungen Informatik*. Es zeigte sich rasch, dass Emmerich nicht nur fachlich sehr kompetent war, sondern auch als Mensch sehr zugänglich, mit angenehmem Umgang und sehr zuverlässig. Mit ihm zusammen entwickelten wir ein Ausbildungskonzept mit den entsprechenden Modulen. Für den Bereich Systementwicklung wurde er als sehr akzeptierter Hauptreferent eingesetzt. Er war in den nächsten Jahren massgeblich an Verbesserungen und Erweiterungen beteiligt, so dass unsere IT-Ausbildung (kommerzieller Teil) sehr erfolgreich war.

Ich lernte Emmerich nicht nur als Geschäftspartner kennen, sondern auch als Freund. Mitte der neunziger Jahre wurde die IT-Ausbildung infolge Reorganisationen und Fusion beendet. Mit Emmerich blieb ich noch lange freundschaftlich verbunden, umso mehr er als erfolgreicher Referent in den Seminaren des Wirtschaftsinformatik Fachverbandes WIF (heute SwissICT) in den 2000er Jahren mitwirkte.

*Schweiz. Bankverein, GD, Basel

Von Karol Frühauf, INFOGEM AG, 5400 Baden

Emmerich initiierte unsere erste Begegnung, weil er interessiert war, meine Meinung bezüglich einer fachlichen Frage zu hören. Wir trafen uns zum Mittagessen und waren die letzten, die man mit den Tischen abräumte, nach einem angeregten Gespräch.

Seit über 20 Jahren standen wir im fachlichen Austausch und sind uns auch menschlich nähergekommen. Beide sind wir Gründungsmitglieder von IREB International Requirements Engineering Board. Emmerich hat sich verdient gemacht betreffend Qualität der Prüfungsfragen für die Zertifizierung. Wir haben zusammen Lehrstoff erarbeitet und Emmerich hat mir öfters uneigennützig die Möglichkeit verschafft, an Seminaren mitzumachen. Er war diesbezüglich grosszügig zu seinen Kollegen, nicht nur zu mir. Wir sind aus unterschiedlichen Ecken der Informatik gekommen. Während Emmerich in der Wirtschaftsinformatik zuhause war, war meine Domäne die technischen Systeme. Also sahen wir die Software-Welt unterschiedlich, trafen aber die gleichen Probleme in anderem Kontext. Dies war eine gute Voraussetzung für eine fachliche Auseinandersetzung, die mich bereichert hat, weil sie in gegenseitiger Wertschätzung stattfand. Ich werde diese Gespräche sehr vermissen.

Nach seinem Rückzug aus IREB trafen wir uns immer wieder einmal zum Mittagessen. Unsere Freundschaft festigte sich noch mehr, als wir beide gesundheitliche Probleme bekamen. Seine waren grösser als meine, die letzten konnte er nicht mehr lösen.

Emmerich, danke für Deine Freundschaft, ruhe in Frieden bis zu unserem etwas anderen gemeinsamen Mittagessen.

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